Wer viel sitzt – ob am Schreibtisch, im Auto oder vor dem Fernseher – setzt seinen Körper einseitigen Belastungen aus. Typische Folgen sind verspannte Muskeln, Rückenschmerzen und Fehlhaltungen, die langfristig auch das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen können. Besonders betroffen sind Hüften, Schultern, Nacken und der Rücken, da sie durch monotones Sitzen oft entweder verkürzt oder überlastet werden. Das Ziel von gezieltem Stretching und Mobilisation ist es, die verkürzten Muskeln zu dehnen und die abgeschwächten Bereiche zu kräftigen. Das „gekreuzte Syndrom nach Janda“ Das „gekreuzte Syndrom“ (auch: cross syndrome) nach Professor Vladimir Janda beschreibt muskuläre Dysbalancen, die häufig bei Menschen mit überwiegend sitzender Tätigkeit auftreten. Beim „Upper Crossed Syndrome“ (oberes gekreuztes Syndrom) sind bestimmte Muskelgruppen (z. B. Nackenstrecker, Brustmuskeln) verkürzt und andere (z. B. tiefe Nackenbeuger, untere Schultermuskulatur) abgeschwächt. Dies führt typischerweise zu: Vorstehendem Kopf Rundem Rücken (vermehrte Brustkyphose) Hochgezogenen, vorstehenden Schultern Verspannungen im Nacken-Schulter-Bereich Praktische Dehnübungen für den (Büro-)Alltag Bereits wenige Minuten am Tag helfen, Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit zu fördern: Oberkörper-Dehnung: Im Stehen oder Sitzen einen Arm über den Kopf legen und seitlich zum gegenüberliegenden Ohr ziehen. Den Oberkörper leicht in die gleiche Richtung neigen – das dehnt die seitliche Rumpfmuskulatur. Jede Seite 20 Sekunden halten und mehrmals wiederholen. Rückenrotation im Sitzen: Aufrecht auf den Stuhl setzen, Hände an die Kopfseiten legen, Oberkörper langsam abwechselnd zur Seite drehen. Wichtig: Rücken und Bauch leicht anspannen und die Bewegung langsam ausführen. Brustmuskulatur öffnen: Hände hinter dem Rücken verschränken, Arme nach hinten unten ziehen, Schulterblätter zusammenführen und den Brustkorb öffnen. 15-30 Sekunden halten, wiederholen. Unteren Rücken dehnen: Im Sitzen ein Bein über das andere schlagen, das gegenüberliegende Knie greifen und Oberkörper zur Seite drehen, bis eine Dehnung spürbar wird. Pro Seite 30 Sekunden halten. Tägliche Routine: 10–15 Minuten pro Tag Stretching reichen aus, um Beschwerden zu lindern und vorzubeugen.Tipps für nachhaltigen Erfolg Am besten mehrere kurze Einheiten am Tag integrieren, statt lange am Stück zu sitzen. Schon kleine Bewegungsimpulse wie Aufstehen, Strecken oder gezielte Kurzübungen verbessern die Haltung und beeinflussen Positives die Stimmung und Konzentration. ÜBUNGS-EMPFEHLUNG: Eine besonders praktikable Übung zur Dehnung des Rückens direkt am Bürostuhl ist die „Rückenrotation im Sitzen“. Drehung zur Seite am Bürostuhl Aufrecht auf die Vorderkante des Bürostuhls setzen, Füße flach am Boden. Den Oberkörper langsam zur rechten Seite drehen, die rechte Hand greift die Lehne des Bürostuhls hinter dem Rücken, die linke Hand zieht am rechten Oberschenkel leicht mit. Die Drehung kurz halten, dabei bewusst weiteratmen und Verspannungen lösen. Anschließend zur linken Seite wechseln und ebenso ausführen. Pro Seite 10–15 Sekunden halten, jeweils 2–3 Wiederholungen durchführen. Diese Übung fördert die Beweglichkeit des Rückens, lockert verspannte Muskeln und lässt sich ideal zwischendurch ohne viel Aufwand im Büroumfeld umsetzen. Dehnungen immer langsam ausführen; den Dehnreiz bewusst wahrnehmen, aber nie in den Schmerz hinein gehen.